Mutter hält ihr Baby über einem Waschbecken ab

Hast du schon mal vom Abhalten, Abheben, Windelfrei oder Elimination Communication gehört? Was hat es damit eigentlich auf sich?

Wie funktioniert es, was gibt es zu beachten und warum ist es überhaupt sinnvoll? Das alles und auch woran es in den meisten Fällen scheitert, schauen wir uns in diesem Beitrag an!

Als ich mit meinem Sohn im Wochenbett war, hat mir meine Hebamme vom Abhalten erzählt. Sie hat mir gezeigt wie es geht und sogar ein Video dazu geschickt. Ich habs auch ein paar mal versucht, allerdings hat es nicht geklappt.

Ich war irgendwie überfordert damit, den noch instabilen Körper meines Sohnes zu halten und ihn beim Stillen abzuhalten. Also habe ich aufgegeben, noch bevor ich überhaupt richtig angefangen hatte.

Doch warum? Heute kann ich ganz klar sagen: Ich hatte den Sinn dahinter nicht verstanden. Ich dachte Abhalten hilft bei Bauchweh – und das hatte mein Sohn nicht. Also was soll das bringen?

8 Monate später hat mich eine Freundin mit ihren Abhalteerfolgen angefixt. Ihre 9 Monate alte Tochter hatte ganz häufig trockene Windeln, weil alles ins Töpfchen oder Klo ging und die zwei hatten offensichtlich mega Spaß daran! Wie cool ist das denn, dachte ich. Das wollte ich unbedingt auch versuchen!

Warum auch das nicht direkt geklappt hat und was uns letztendlich den Durchbruch gebracht hat, das erzähle ich dir ein anderes mal 🙂

Heute möchte ich dir ein WARUM fürs Abhalten geben. Einen SINN dahinter. Und Begeisterung für das Thema, also los!

Nestbeschmutzer? Ein Blick in die Tierwelt

Darf ich vorstellen?

Das ist unser Hund Elvis. Er kam mit 4 Monaten aus der Tierrettung in Portugal zu uns.

Natürlich war er zu diesem Zeitpunkt noch nicht stubenrein. Also haben wir direkt mit dem „Training“ begonnen.

Und das war ziemlich einfach! Denn Hunde zeigen ganz deutlich, wann sie ihr Geschäft erledigen müssen (Babys übrigens auch, dazu später mehr).

Hundewelpen werden blind und taub geboren. Sobald sie in der Lage dazu sind (i.d.R. mit 4 Wochen) krabbeln sie aus dem Nest, um sich zu erleichtern. Denn entgegen der häufigen Annahme sie wären unrein, sind Hunde sehr reinlich. Das eigene Nest soll bitte sauber bleiben.

Später bezieht sich das auf den gesamten Wohnbereich, nicht nur aufs Nest. Und so machen Hunde sehr deutlich, wenn sie mal müssen:

  • sie winseln und drehen sich im Kreis
  • sie starren auf die Tür/ bellen diese an oder scharren daran
  • sie schnüffeln am Boden oder unterbrechen plötzlich ihr Spiel

Und meistens müssen sie direkt nach dem Fressen, Spielen und nach dem Schlafen raus

Als Hundebesitzerin war es für mich völlig klar, dass ich gar keine andere Wahl habe, als mit Elvis schnell vor dir Tür zu flitzen, wenn ich eines der Signale bei ihm bemerke. Egal um welche Tages- oder Nachtzeit. Denn sonst muss ich Pfützen aufwischen.

Nach einigen Wochen waren wir ein eingespieltes Team! Das Blasenvolumen war groß genug, so dass ich nicht mehr rennen, sondern gemütlich mit ihm rausgehen konnte. Wir hatten einen Rhythmus!

Stell dir jetzt einmal vor….

ich hätte irgendwo gehört, dass ein verfrühtes Training sowieso nichts bringt und ich meinem Hund deswegen einfach eine Windel anziehen kann, bis seine Blase von selbst groß genug ist.

Dass es ihm schaden würde, wenn ich zu oft mit ihm vor die Tür gehe. Und dass ich die Windel erst dann weglassen darf, wenn er sein Pipi die ganze Nacht durch anhalten kann 🤔

Und jetzt stell dir vor, ich hätte das gemacht! Ihm einfach eine Windel angezogen, damit ich nicht mit ihm vor die Tür rennen muss.

Was denkst du? Hätte er irgendwann sein Schicksal akzeptiert und in dem Zuge auch aufgehört zu winseln, wenn er muss? Hunde sind schlau, er hätte sicher schnell gelernt, dass das Winseln nichts bringt und er in die Windel machen soll.

Hätte es länger gedauert, bis er stubenrein ist? Wäre es weniger Arbeit für mich gewesen oder mehr?

Und eine entscheidende Frage zum Schluss:

Fühlt sich diese Vorstellung für dich befremdlich an? Ein Welpe in Windeln, um nicht Gassi zu müssen? ALLES in mir schreit danach, dass das FALSCH ist.

Doch warum fühlt sich dieser Gedanke nur bei unseren Hunden falsch an? Warum sind wir bereit auf die Ausscheidungsbedürfnisse unserer Hunde einzugehen, auf die unserer Babys jedoch nicht?

Schauen wir uns das Bedürfnis unserer Babys einmal genauer an…

Das Ausscheidungsbedürfnis unserer Babys

Genau wie Hundewelpen sind unsere Babys keine Nestbeschmutzer. Sie möchten sich eigentlich nicht selbst „dreckig“ machen.

Doch genau wie Welpen sind sie nach der Geburt völlig hilflos und auf uns angewiesen. Und das deutlich länger als vier Wochen.

Sie können nicht laufen, nicht sprechen, nicht alleine trinken oder einschlafen und ja, für ihre Ausscheidungen brauchen sie auch unsere Hilfe. Denn was sollen sie tun, wenn sie sich nicht selbst beschmutzen möchten, aber noch nicht laufen können? Richtig. Sie zeigen durch ihr Verhalten, dass sie HIlfe brauchen.

Wenn dein Baby geschlafen, Milch getrunken und mit dir gekuschelt hat und trotzdem unruhig ist oder weint, dann kannst du davon ausgehen, dass da vermutlich der Bauch oder die Blase drücken. Jetzt hast du drei Möglichkeiten:

  1. du kannst es ignorieren, weil du nicht verstehst, was dein Baby gerade beschäftigt.
  2. du nimmst dein Baby auf den Arm und läufst, wippst und schaukest mit ihm durch die Gegend, in der Hoffnung, dass es sich beruhigt
  3. du ziehst deinem Baby die Windel aus und lässt es ins Waschbecken oder ein Töpfchen ausscheiden

Bei letzterer Variante beruhigt sich dein Baby wohl am schnellsten. Denn sein Bedürfnis nach freier Ausscheidung ist befriedigt und es kann wieder entspannen. Ja so easy ist das!

Abhalten – was bringts? Die Vorteile im Überblick

Das freie Ausscheiden ist ein natürlicher Instinkt unserer Babys. Das merkst du daran, dass sie oft direkt lospinkeln, wenn du die Windel öffnest 🙃

Abhalten oder Abheben ist also nichts anderes, als auf genau dieses Bedürfnis einzugehen. Windel weg und Baby über ein Töpfchen oder das Waschbecken halten. So kann es sich entleeren, ohne sich selbst zu beschmutzen.

Du merkst vielleicht schon: Babys brauchen eigentlich gar keine Windeln, die Eltern brauchen sie…

Was passiert nun, wenn du auf dieses Bedürfnis eingehst und das Abhalten in euren Alltag integrierst?

  • Abhalten ist der DER Game Changer bei 3-Monats-Koliken oder Bauchschmerzen
  • Es trainiert die Muskulatur fürs kontrollierte Ausscheiden und unterstützt die körperliche Entwicklung
  • Dein Baby ist entspannter
  • Abhalten geht schneller, als einen verschmierten Babypo mit 5 Feuchttüchern sauber zu machen (weil es kaum Spuren hinterlässt)
  • Weniger Hautprobleme, weil dein Baby weniger Kontakt mit seinen Ausscheidungen hat
  • Abhalten stärkt die Bindung, weil Oxytocin ausgeschüttet wird (Papas sind übrigens ganz häufig sehr begeistert davon 😉
  • Dein Baby schläft nachts besser (und du auch) weil es sich nicht durch Dauernuckeln an der Brust versucht zu beruhigen, wenn die Blase drückt
  • Abhalten fördert das selbstständige Trockenwerden
  • Dein Baby lernt, dass es mit dir kommunizieren kann und wird das deshalb stärker tun und aufrecht erhalten
  • Es ist UMSONST (ach, was sparst du dir Wäsche oder Geld für Windeln!)
  • Dein Baby lernt von Anfang an, dass Ausscheidungen weg vom Körper gehören und die Windel kein mobiles Klo ist. Du musst ihm das Töpfchen später nicht erst schmackhaft machen.
  • Du beugst Problemen mit dem Absetzen des Stuhlgang vor, weil dein Kind für sein großes Geschäft keine Windel verlangt, sondern selbstverständlich aufs Töpfchen geht

Woher weiß ich, dass mein Baby mal muss?

Baby sind auf unsere Hilfe angewiesen. Deshalb geben sie Signale, wenn sie mal müssen.

Das kann zum Beispiel sein:

  • dein Baby pinkelt sofort los, wenn du die Windel öffnest (weil es sich selbst nicht beschmutzen möchte)
  • dein Baby schreit die Brust an und dreht sich weg, anstatt Milch zu trinken (obwohl es offensichtlich Hunger hat)
  • es hat Spuckbläschen am Mund/ formt den Mund zu einem „O“
  • das Weinen deines Babys klingt wie „heh heh heh“, was an eine meckernde Ziege erinnert
  • dein Baby wird plötzlich unruhig, obwohl es gerade ruhig war (Umgekehrt auch)
  • dein Baby starrt plötzlich ins Leere
  • es weint, wenn du es in die Trage setzen willst oder fängt in der Trage an sich durchzustrecken und versucht „aufzustehen“
  • dein Baby weint beim Autofahren und versucht sich aus dem Sitz zu winden

Zusätzlich gibt es bestimmte Standardsituationen, in denen Babys sicher mal müssen (erinnerst du dich an die Welpen?):

  • nach dem Schlafen
  • nach/vor/während dem Stillen -> Babys sind SEHR verschieden. Die einen brauchen das Nuckeln, um ausscheiden zu können. Die anderen können nicht trinken, wenn sie mal müssen und wieder andere Babys warten bis sie mit ihrer Mahlzeit fertig sind
  • wenn du es aus der Trage rausholst (dein Baby möchte auch dich nicht beschmutzen)
  • wenn du dein Baby aus dem Kinderwagen/Maxicosi rausholst (es möchte nicht in seinen Ausscheidungen sitzen)

Unabhängig von allen Signalen und Standardsituationen (mach dich damit bitte nicht verrückt) ist deine Intuition häufig richtig! Manchmal hast du einfach so ein Bauchgefühl, dass dein Baby mal muss. Dann probiere es einfach mal aus, abzuhalten!

Und weißt du, was total spannend ist?

Wenn auf die Ausscheidungssignale nicht eingegangen wird, hören Babys nach ca. 3-4 Monaten damit auf, Signale zu geben. Sie haben gelernt, dass sie in die Windel machen sollen. Wird darauf eingegangen, erhalten sie die Signale zum Teil deutlich länger!

Bitte mach dich nicht verrückt, wenn du keine Signale erkennst. Manche Babys signalisieren grundsätzlich nicht stark. Und Ziel vom Abhalten ist nicht, dass du dein Baby den ganzen Tag beobachtest, wann es denn muss.

Du kannst das Abhalten auch einfach bei jedem Windelwechsel und nach dem Schlafen anbieten. Taste dich einfach ran und setze es so in deinem Alltag um, wie es für dich passt. Es geht nicht um Perfektion, sondern um Bedürfnisse und Verbindung.

Zwei beliebte Abhaltepositionen

Hier zeige ich dir die beiden gängisten Abhaltepositionen, mit denen du nach etwas Übung sicher gut zurecht kommst!

Postion Nummer 1:

Diese Abhalteposition eignet sich vor allem für kleine Babys, die noch sehr wenig Rumpfstabilität haben. Außerdem mögen viele Babys diese Position, weil sie durch den Blickkontakt zur Mama von weiteren Reizen abgeschirmt sind.

Achte darauf, dass das Köpfchen sicher in deiner Armbeuge liegt (du kannst dein Baby so super beim Stillen abhalten, je nach Größe deiner Brust variiert die Position)

Wenn du dich gemütlich aufs Sofa setzt, kannst du das Töpfchen zwischen deinen Beinen festklemmen und dein Baby einfach drauf setzen.

Mit deiner freien Hand kannst du leicht gegen die Füße deines Babys drücken, der Fußkontakt erleichtert das Ausscheiden!

Position Nummer 2:

Sobald du dich im Handling deines Babys sicherer fühlst/ es etwas Rumpfstabilität hat, kannst du auch diese Abhalteposition nutzen.

Lehne dich leicht zurück, setze dein Baby mit Blick nach vorne aufs Töpfchen und halte die Füßchen.

Achte darauf, dass der Rumpf deines Baby nicht einsackt und es gut atmen kann. Also besser nicht nach vorne beugen, um zu gucken ob es klappt 😉

Du kannst dein Baby so entweder im Sitzen über einem Töpfchen oder im Stehen über dem Waschbecken abhalten. Sollte dein Baby schon überreizt sein, wird es diese Position wahrscheinlich nicht mögen und weinen.

Wusstest du … ?

…dass du beim Abhalten einen sogennannten Schlüssellaut integrieren kannst? Wenn du beim Abhalten jedesmal ein bestimmtes Geräusch machst, verknüpft dein Baby dieses Geräusch mit dem Loslassen. Am beliebtesten sind wohl „Pssssst“ oder „Pschhht“, du kannst dir aber auch etwas anderes ausdenken! Spannend ist, dass manche Babys irgendwann anfangen dieses Geräusch zu imitieren, wenn sie mal müssen. Genial oder?

… dass die Anhock-Spreiz-Haltung beim Abhalten die Entleerung des Darms begünstigt? Das ist in etwa so, wie wenn wir Erwachsene uns einen Hocker unter die Füße stellen, wenn wir unser Geschäft erledigen. Kein Wunder, dass die Babys nach dem Abhalten so glücklich sind!

Typische Hürden

Abhalten scheitert in den meisten Fällen an drei Punkten:

  1. Dein Baby weint beim Abhalten. Das verunsichert dich, du brichst ab und dein Baby macht keine zwei Minten später in die Windel. Das lässt dich annehmen, dass dein Baby das Abhalten nicht mag. Tatsächlich kann das Weinen beim Abhalten viele verschiedene Ursachen haben. Welche das sind und was dein Baby dir damit sagen möchte, zeige ich dir bald in einem anderen Artikel.
  2. Du stresst dich mit dem Abhalten total und versuchst jedes Pipi aufzufangen, weil du Angst hast, dass dein Baby in seinen Ausscheidungen liegen muss. Bitte tu das nicht! Gerade bei einem neugeborenen Baby ist es schlicht unmöglich jede Ausscheidung aufzufangen! Abhalten soll Spaß machen, ein Moment für Bindung und Nähe sein – wenn du dich damit unnötigt stresst, spürt dein Baby das und wird nicht mitmachen. Entspannung is key!
  3. Die Babykleidung die du nutzt, ist alles andere als abhaltefreundlich, was regelmäßig zu Frust und ausbleibenden Erfolgserlebnissen führt.

Seien wir ehrlich: Abhalten soll Spaß machen, es soll dir und deinem Baby das Leben leichter machen und unkompliziert im Alltag funktionieren. Wenn du jedes mal, wenn du dein Baby abhalten möchtest, zuerst die Latzhose und die Strumpfhose ausziehen, den Body aufknöpfen und mit deinem Baby irgendwo hinlaufen musst, ist es höchstwahrscheinlich schon zu spät.

Deshalb kann ich dir wirklich nur empfehlen in abhaltefreundliche Kleidung zu investieren!

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  • Awonda Upcycling
  • Traumwindel
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Und wenn du eins meiner Stoffwindel-Mietpakete oder mein Testpaket zum Trockenwerden buchen möchtest, lass es mich gerne wissen und ich ergänze dein Mietpaket ebenfalls um Abhaltekleidung und -windeln und bei Bedarf auch einem Töpfchen!

Erfahrungsberichte zum Abhalten

Na? Wann startest du? 😏

2 Kommentare zu „Abhalten – Warum es so wertvoll für dein Baby ist und auf was du achten musst“

  1. Hallo Patrizia!
    Ich finde das Thema super spannend, danke für die Aufklärung. Ich habe etwas zu spät davon gehört, dass es das gibt. Und ich war anfangs super skeptisch, wie das funktionieren soll. Hätte ich deinen Artikel nur früher gefunden 😉.

    Liebe Grüße,
    Janneke

    1. Vielen Dank Janneke 🙂

      Mir ging es am Anfang genauso! Deswegen hoffe ich, dass ich durch den Blog noch ganz viele Menschen erreichen und für das Thema begeistern darf 🙂

      Liebe Grüße
      Patrizia

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